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DEN MOBILISIERER VORBEREITEN

Beratung für den Ausbilder von Mobilisierern

von Phil Bartle, PhD

übersetzt von Helene Sterzl


Bemerkungen des Trainers

Das Mobilisieren einer Gemeinde beginnt nicht aus dem Stehgreif oder ohne jegliche Vorbereitung

Ausarbeitung des Weges bevor dem eigentlichen Mobilisieren

Sobald der Mobilisierer zum Mobilisieren bereit ist, muss er Vorbereitungen in der Gemeinde machen, bevor mit der Mobilisierung begonnen werden kann. Das Mobilisieren darf nicht ohne Planung und Vorbereitung sowie der Zuversicht, dass die benötigten Bedingungen erfüllt sind, beginnen.

Falls Sie dabei sind, das Training von Mobilisierern unter Verwendung dieses Materials zu organisieren, können Sie den Sinn dieses Moduls darin sehen, potentielle Mobilisierer über ihre anfängliche Arbeit zu unterrichten. Wir ermutigen ein weiteres Mal dazu, "zu Handeln"; dies ist der beste Weg, Fähigkeiten zu lernen; Sie können dieses Training aufbauen, sodass einige Aktivitäten beim "Handeln" maximiert werden, während die Praktikanten lernen, wie man mobilisiert.

Dies ist der richtige Zeitpunkt, die Praktikanten daran zu erinnern, wie wichtig es für sie ist, mit "schriftlichen Aufzeichnungen " zu beginnen und diese aufrecht zu erhalten. Wie die angehenden Mobilisierer in einer Gemeinde arbeiten werden, wird größtenteils davon beeinflusst, wie groß ihre Kenntnis über die Situation und Beschaffenheit der Gemeinde sein wird. Des Weiteren sollten sie daran erinnert werden, dass sie nicht stets in dieser einen Gemeinde arbeiten werden, und sie damit beginnen müssen, Arbeitsmaterial vorzubereiten, das ihren Nachfolgern bei deren Arbeit helfen wird. Wenn sie dies nicht tun und am Ende die Gemeinde verlassen, dann muss der nächste Mobilisierer wieder von Anfang an mit der Arbeit beginnen und wird nicht in der Lage sein, auf Beobachtungen und Erfahrungen eines vorigen Mobilisierers aufzubauen. Erinnern Sie die Praktikanten ein Protokollbuch zu beginnen und weiter zu führen.

Dies ist die Phase, in der der Mobilisierer die Gemeinde vorbereiten muss, sodass sie effektiv handeln kann. Schauen Sie sich hierzu das Modul zu den "Trainingsmethoden" an. Beachten Sie das Dokument "Rollenspiel". Es ist Ihnen überlassen, wie Sie ein Rollenspiel aufbauen; es gibt viele Wege, dies zu tun. Sie können verschiedenen Schülern verschiedene Rollen zuweisen, beispielsweise die Rolle der Gemeindemitglieder, des örtlichen Gemeindeanführers, des Beraters oder Bürgermeisters, eines örtlichen Behördemitarbeiters, der Genehmigungen oder Zertifikate für Feldarbeiter verteilt (falls solch eine Position in der Gemeinde existiert), die Rolle eines " Vorgesetzten" oder Leiters des Mobilisierers, sowie andere Rollen, die die gegenwärtige Situation vertreten. Durch Rollenspiele haben die Praktikanten die Möglichkeit, die verschiedenen Personen in dem Prozess sowie den eigentlichen Prozess als Ergebnis besser zu verstehen.

Der Mobilisierungskreislauf:

Wenn die angehenden Mobilisierer mit dem Mobilisieren beginnen, steht ihre Arbeit im Zusammenhang mit dem "Mobilisierungskreislauf". Aus diesem Grunde sollten sie wenigstens eine oberflächliche Kenntnis von dem Kreislauf haben. Sie können Material von dem Trainingsmodul "Mobilisierungskreislauf" hinzufügen, wenn zu diesem Zeitpunkt weitere Informationen verlangt oder gebraucht werden.

In Ihrem Ausbildungstraining sollten Sie nicht lediglich den Kreislauf vorstellen oder sich auf Informationsmaterialien berufen. Stattdessen fragen Sie die Praktikanten nach Grundbegriffen des Kreislaufes und schreiben diese auf die Tafel. Zuerst können die Begriffe lediglich von oben bis unten in einer Liste in folgenden Abschnitten notiert werden: Beurteilung der Bedürfnisse, Wahl eines Gemeindeprojektes, Projektgestaltung, Projekterfüllung und -bewertung. Obwohl Sie den Praktikanten die Grundbegriffe nicht sofort geben, können Sie Fragen stellen, wodurch Sie die Grundbegriffe den angehenden Mobilisierern entziehen werden. Zeichnen Sie einen Pfeil von dem untersten Begriff zum ersten in der Liste, sodass eine Wiederholung des Kreislaufs angedeutet wird.

Eine herausfordernde Lehrstunde wäre, etliche Praktikanten zu wählen, die die "Rolle" jedes Teils des Kreislaufs spielen. Sie könnten große Kartonschilder tragen, wobei jeder einen Abschnitt kennzeichnet. Was werden die Teilnehmer der Reihe nach sagen, während der Kreislauf dargestellt wird? Falls die Teilnehmer in der Lage sind, dies zu tun, fordern Sie sie auf, diesen Vorgang zu wiederholen, oder fragen Sie eine neue Gruppe an Spielern; dieses Mal jedoch ohne dabei zu sprechen. Es kann großer Spaß sein, und kann viel Lachen sowie auch peinliche Versuche mit sich bringen, jedoch wird es den Teilnehmern helfen, sich den Kreislauf einzuprägen, besonders seine Grundsätze, wenn nicht die für jede Position spezifischen Angaben.

Es gibt eine Power Point Präsentation des Mobilisierungskreislaufs auf dieser Webseite, die die Linienzeichnung von Julianna Kuruhiira verwendet. Diese Darstellung ist aufwendiger und geht mehr ins Detail als die Webseiten des Moduls. Falls Sie die Möglichkeit haben, die Präsentation auf einer Leinwand zu zeigen, wäre dies eine gute Abwechslung in den regelmäßigen Lehrstunden eines Trainingsseminars. Ansonsten können Sie das Dokument auch auf einem Computer stets jeweils drei oder vier Schülern zeigen. Siehe auch "Mobilisierungskreislauf."

Erinnern Sie Ihre Schüler daran, dass ihre Arbeit dem Kreislauf zugrunde liegt, dass sich eine Gemeinde nicht nur durch ein Projekt entwickelt, der Kreislauf sich jedoch wiederholen muss, und jedesmal je nach wechselnden Bedingungen variiert.

Genehmigungen erhalten

Als ihr Ausbilder erklären Sie den angehenden Mobilisierern, dass sie zwei Arten an Genehmigungen oder Erlaubnis brauchen, um in jeder Gemeinde mit der Arbeit anzufangen. Eine Art dieser Erlaubnis ist die formelle, gesetztliche oder offizielle Genehmigung, die andere ist die informelle oder inoffizielle.

Die formellen Genehmigungen sind gewöhnlich unkompliziert und einfach. Vergessen Sie nicht, dass "einfach" nicht immer "leicht" bedeutet. Die Formalitäten sind von Land zu Land verschieden, es kann auch sein, dass es regionale, bezirks- oder ortsteilbedingte Unterschiede gibt. Da sie meist auf Regierungsgesetzten und -regelungen beruhen, werden diese Genehmigungen oft in Dokumten schriftlich festgehalten.

Die informellen Genehmigungen sind nicht so einfach zu definieren und haben keine klaren und genau bestimmbaren Grenzen. Im Wesentlichen bedeutet dies, das Wohlwollen der Behörden und Gemeindeleiter der jeweiligen Gegend zu bekommen, sodass diese Personen Verbündete anstatt eher Gegner werden. Die Zusammenarbeit mit diesen Personen kann wertvoll sein; ihre Opposition jedoch katastrophal.

Es ist einfach zu erkennen, wenn die formellen Genehmigungen erhalten werden; sie sind durch den Erhalt eines Briefes oder Zertifikats gekennzeichnet. Es gibt aber keine eindeutige Feststellung, wann man die informellen Genehmigungen erhalten hat. Erklären Sie Ihren Mobilisierern, dass sie diese Genehmigungen für die jeweilige Dauer des Mobilisierungsprozesses in jeder Gegend erhalten müssen.

Eine gute Übung während den Arbeitsstunden ist es, die angehenden Mobilisierer eine Definition der beiden Arten an Genehmigungen für ihren Bezirk oder ihre Region vorbereiten zu lassen.

Dies ist ein weiterer guter Lehrabschnitt, in dem ein Rollenspiel angewendet werden kann. Teilen Sie Ihre Praktikanten in zwei Gruppen auf, in jeder Gruppe sollten zwei bis fünf Personen sein. Eine Person in einer Gruppe wird der Mobilisierer sein. Eine Person in der anderen Gruppe wird die Rolle des entsprechenden Beamten übernehmen, der die Befugnis hat, ein Zertifikat zu vergeben, welches dem Mobilisierer seine Tätigkeit in der Gegend erlaubt. Die restlichen Spieler werden als Berater der beiden handeln. Trennen Sie die beiden Gruppen und sagen Sie den Beratern, sie sollen den Mobilisierer bzw. den Beamten davon unterrichten, was zu sagen ist.

Es ist wichtig, dass die Gruppe, die den "Beamten" berät, so viel Argwohn, Unterstellungen und Besorgnis wie möglich hervorrufen sollte, die hier relevant sein können. Umgekehrt, sollte die den "Mobilisierer" beratende Gruppe alle Vorteile für eine Gemeinde und den Gemeindeleiter auflisten, die in den Gemeinden erzielt werden, welche mobilisiert werden, um selbstbewusster zu werden.

Lassen Sie die Gruppen in verschiedenen Orten, oder wenigstens in getrennten Teilen des Raumes, zusammenkommen, und an ihren Vorbereitungen für zehn oder fünfzehn Minuten arbeiten. Dann bringen Sie beide Teams zusammen, sowie auch etwaige andere Teilnehmer (die die "Zuschauer" dieses Rollenspiels sein werden); fordern Sie sie auf, die Szene zu spielen, in der der Mobilisierer an der Tür des Beamten klopft und ihn um Erlaubnis fragt, eine Gemeinde in der Gegend zu mobilisieren.

Wenn Sie eine größere Mobilisierergruppe haben, kann dieses Rollenspiel mehrere Male wiederholt werden. Nach einer oder zwei Lehrstunden, können Sie gerne eine unerwartete Überraschung ins Spiel bringen: Bilden Sie eine dritte Gruppe, die Berater ist für einen Wichtigtuer aus dem Ort oder einen Nachrichtenreporter, der sich nur zufällig in dem Büro des Beamten aufhält, herumstöbert und unerwartete sowie umstrittene Fragen in die Gesprächsrunde wirft.

Nach den Lehrstunden mit Rollenspiel ist es sehr nützlich, eine Anschlussstunde zu halten. Auf einer Tafel können Sie die Fragen zusammenfassen, die der Beamte gefragt hat, jene, die in der Gemeinde unbeantwortet blieben, sowie Argumente, die der Mobilisierer verwendet hat. Fordern Sie die Mobilisierer auf, Ihnen dabei zu helfen, Listen zusammenzustellen. Spielen Sie dieses Rollenspiel sowie die "Anschlussstunden", auch in jenen Gemeinden, in denen keine formellen Genehmigungen verteilt werden. Die Argumente der Auszubildenden sind zum Verständnis ihrer eigenen Rollen nützlich.

Bewusstseinsförderung

Der Prozess der Bewusstseinsförderung unter der Bevölkerung insgesamt ähnelt bemerkenswerterweise dem Prozess zum Erhalt von nicht-offiziellen Genehmigungen durch örtliche Behörden. Erklären Sie den angehenden Mobilisierern, dass sie stets Verbündete und Befürworter aus der allgemeinen Bevölkerung finden (und beibehalten) müssen.

In Ihrer Schulungseinheit können Sie dieselbe Art an Rollenspiel verwenden mit verschiedenen Arten an "Überraschungen" und ähnlichen Anschlussstunden.

Erinnern Sie die Praktikanten daran, dass es während dem Fördern des Bewusstseins ihre Aufgabe ist zu vermeiden, unrealistische Erwartungen zu wecken. Ausserdem bedeutet die Gemeindepartizipation nicht, dass der Mobilisierer untätig das als Hauptziel akzeptieren muss, was das lauteste Mitglied der Gemeinde verlangt. Der Mobilisierer muss auf konstruktive Weise grundlegende und wenig durchdachte Vorschläge der Gemeinde herausfordern. Sie können die Gruppe, die die Rolle der Gemeinde spielt, beispielsweise auffordern, nach einer Klinik mit Arzt zu fragen, wohingegen die Person in der Rolle des Mobilisierers unterrichtet wird zu fragen, ob dies zur Reduzierung von Krankheiten dienen soll.  Falls dies der Fall ist, dann könnte saubere Wasserzufuhr und saubere und ordnungsgemäße Verwendung von Latrinen eine bessere Lösung des Problems von Krankheiten sein. (Siehe auch das Modul zu "Wasser").

Eine Einheit bilden

Sie müssen sicherstellen, dass Ihre Praktikanten es nicht als Selbstverständlichkeit sehen, jede Gemeinde sei von Natur aus eine Einheit. Das Wort "community" (Englisch für Gemeinde) ist irreführend aufgrund des darin vorkommenden Wortes "unity" (Englisch für Einheit). Weitverbreitete Vorstellungen beinhalten häufig das Bild von Gemeinden als friedliche Orte, wo jeder jeden kennt, sich mit jedem gut versteht und mit jederman gut zusammenarbeitet. Siehe " Eine Einheit bilden".

Soziologen wissen dies sehr gut. In späteren Modulen ist mehr Soziologie in den Trainingseinheiten enthalten, und Auseinandersetzungen werden dann deutlicher. Aus praktischen Gründen, besonders in dieser einleitenden Trainingsphase, ist es für Sie ausreichend, Ihre angehenden Mobilisierer darüber zu informieren, dass es in vielen Gemeinden viele versteckte aber auch nicht so versteckte Auseinandersetzungen bzw. "Tauziehen" gibt. Die Uneinheit schwächt Gemeinden. Daher ist ein wichtiger Teil des Mobilisierers die Gemeindemitglieder davon zu überzeugen, ihre Unstimmigkeiten beiseite zu legen, um somit in der Lage zu sein, bei einigen Handlung zur Gemeindestärkung zusammenzuarbeiten.

Ihre Schüler müssen lernen, dass die Bildung einer Einheit kein einzelner Schritt in ihrem Arbeitsumfang ist, dass sie eine Gemeinde nicht (ein für allemal) vereinigen können und sich dann auf andere Gebiete konzentrieren.

Es ist ein ständiger Kampf und hält durch den ganzen Arbeitsprozess in der Gemeinde an.

Uneinigkeit kann vielen Dingen zu Grunde liegen. Unter anderem sind diese:

  • Konkurrenz zwischen verschiedenen Stämmen und Sippen;
  • Unterschiede hinsichtlich Hab und Gut (wie Karl Marx schrieb – Arbeiter versus Besitzer); und
  • Verschiedenheiten in:
    • Sprachen,
    • Religion und deren Praktiken,
    • Familienorganisationen,
    • sichtbarer Ethnizität (so genannte "Rasse"),
    • Geschlecht,
    • Alter,
    • physische und psychische Behinderungen oder Fehlbildungen, und
    • fast jegliche Variation an sozialen Charakteristiken (d.h. körperliche Charakteristiken, denen soziale Bedeutungen zugeordnet sind).

Manchmal muss ein Mobilisierer entweder einheimische Praktiken akzeptieren und um sie herum arbeiten, oder mit Nachdruck darauf bestehen, dass einige Uneinigkeiten in Gemeindeversammlungen einbezogen werden, auch wenn sie historisch gesehen nicht beachtet wurden. Im Folgenden finden Sie zwei Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung.

Während ich in konservativen islamischen Gemeinden arbeitete, gab es beispielsweise viele Einschränkungen hinsichtlich der Frauenbewegungen. Wir mussten hierbei sehr vorsichtig vorgehen. Mit dem Segen und der Zusammenarbeit der Malaams waren wir in der Lage, Training im Bereich der Sozialarbeit für Frauen anzubieten, indem lediglich weibliche Ausbilder in ihren Häusern tätig waren. (Siehe CBSW - gemeindebasierte Sozialarbeit).

Im nördlichen Ghana hingegen, wo in einigen Orten ein geringer islamischer Einfluss gefunden werden kann, organisierten wir Versammlungen in Dörfern, um die Prioritäten der Gemeinden zu bestimmen. Wenn nur Männer zu diesen Treffen kamen, erklärten wir höflich, dass wir alle Gemeindemitglieder erwarteten, annulierten das Treffen ohne unsere Gründe zu äußern, und legten einen neuen Termin am folgenden Tag fest. Frauen (sowie auch Behinderte und Randgruppen) nahmen dann am nächsten Tag teil.

Siehe auch das Modul zu Geschlechter.

Diese Nachricht zu verdeutlichen kann auf verschiedene Weise getan werden. Wenn Sie Kenntnis haben hinsichtlich einiger der wichtigsten Unstimmigkeiten in der Gegend, in der Sie Ihr Training tätigen, dann können Sie verschiedene Rollenspiele aufsetzen, wo Ihre Praktikanten unterschiedliche streitenden Rollen annehmen, und ein Mobilisierer (mit seinen Beratern - bestehend aus anderen Teilnehmern) Strategien ausarbeiten muss, um mit diesen zurechtzukommen.

Sie können auch Spezialisten zu Rat ziehen, die in diesem Bereich einiges Training anbieten können.

Während meiner Arbeit in Afrika zur Entwicklung von Geschlechterstrategien, stellte ich beispielsweise häufig fest, dass es Ministerien für Geschlechtergleichheit (oder ähnliches) gab, mit vielen gut ausgebildeten Angestellten, die daran interessiert waren, ihren Zauber in solchen Lehrstunden zu zeigen.

Öffentlicher Dialog

Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ein Mobilisierer braucht, ist, in der Öffentlichkeit zu sprechen, wobei unbekannte Menschen anwesend sind.

Während diese Begabung häufig als eine natürliche Eigenschaft gesehen wird, die einige Menschen besitzen, besteht sie aus einer Reihe an Fähigkeiten, die erlernt werden können. Das größte Hindernis ist Angst, Nervosität und Besorgnis. Sobald man diese Gefühle hinter sich lässt, können diese Fähigkeiten erlernt und verbessert werden.

Gute Fähigkeiten bei Vorträgen beinhaltet nicht nur die Fähigkeit laut, langsam und in klarer einfacher Sprache zu sprechen, sondern auch die Fähigkeit, zuzuhören, was Menschen sagen, vorauszusehen, was sie sagen könnten, wenn sie schweigen, sowie die Fähigkeit, eine Beziehung zum Publikum aufzubauen. Ein Mobilisierer muss nicht nur Gemeindemitglieder respektieren, sondern auch gesehen werden, dass er sie respektiert, und dies bei Vorträgen demonstrieren.

Verängstigen Sie Ihre Praktikanten nicht, indem Sie all diese Elemente am Anfang der ersten Lehrstunde zum öffentlichen Vortragen auflisten. Zunächst sind diese zu anspruchsvoll. Die angehenden Mobilisierer werden weniger besorgt sein, sobald ihnen bewusst wird, dass sie die Fähigkeiten leicht lernen und üben können - der Anfang hierbei kann in Ihrer Lehrstunde gefunden werden.

Hierbei ist der Punkt "Lernen durch Handeln" am erfolgreichsten.

Wenn Sie ein 5-Tage Trainingsseminar haben, können Sie fünf oder sechs verschiedene Kurzsitzungen im Bereich "öffentliches Sprechen" organisieren. Der beste Weg, das Denken zu üben, ist, wenn man auf seinen Beinen steht. Wie bei der Organisation, "Toastmasters", organisieren Sie ein Spiel, wobei jemand aufgefordert wird, sich vor die Gruppe zu stellen. Der Person wird ein ihr zuvor unbekanntes Wort gegeben. Sie muss nun für zwei Minuten über dieses Wort sprechen. Themenbereiche sollten jene sein, die nichts mit Mobilisieren oder dem Trainingsseminar zu tun haben, beispielsweise "Bananen", "Schwiegermutter" oder "Abfallbehälterdeckel".

Wenn Sie Trainingsseminare für eine Reihe an Mobilisierern organisiert haben, sagen wir etwa jeden Monat (oder jeden zweiten Monat), was wir empfehlen, dann ist dies eine Übung, die jedesmal in die Lehrstunde einbezogen werden kann.

Variieren können Sie diese Übung beispielsweise, wobei der Sprecher für zwei Minuten das Zimmer verlässt, um über das Thema, welches Sie ihm gegeben haben, nachzudenken. In der Zwischenzeit, ohne den "Redner" darüber in Kenntnis zu setzen, informieren Sie den Rest der Gruppe, dass sie das Thema ändern sollen, ohne namentlich das exakte Thema zu erwähnen, über das sie zu diskutieren wünschen. Der Sprecher kann etwa ein Thema wie "Das Austauschen eines Vergasers" bekommen, wohingegen der Gruppe ein anderes zugeteilt wird, wie "Das Schälen von Austern". Der Sprecher bekommt vier Minuten, in denen er über das Thema sprechen kann, aber auch um jenes Thema zu identifizieren, das die Zuhörer sich wünschen, und in denen er das eine Thema zum anderen in Beziehung bringt, oder zu jenem wechselt, das die Zuhörer verlangt haben.

Es ist in diesen Lehrstunden, in denen Sie hinsichtlich Kritik sehr feinfühlig sein müssen. Kritik könnte schüchterne Personen, die eine persönliche Angst gegen öffentliches Reden haben, entmutigen und sie daran hindern, die notwendigen Fähigkeiten zu entwickeln. Dies könnte ein guter Zeitpunkt sein, die Grundregeln des Brainstorming einzuführen (Siehe Brainstorming), oder des Begriffs aus den Schlüsselwörtern "Sandwich", was im Management nützlich ist. Sie können den Verfahrensablauf eines AA1 -Treffens aufnehmen. Das Publikum ist dazu aufgefordert, jedesmal zu applaudieren, wenn ein Redner spricht, egal was gesagt wird.

Falls Sie die technologische Ausstattung haben, ist dies die passende Lehrstunde, in der ein Camcorder (Videorecorder) sehr nützlich sein kann. Für jeden Redner nehmen Sie die Rede auf dem Videorecorder auf. Dann geben Sie die Kassette dem Praktikanten, stellen ihm einen privaten Raum sowie Kopfhörer und einen kleinen Bildschirm zur Verfügung, sodass er die Kassette für sich selber anschauen kann. Daraufhin geben Sie der Person die Wahl, das Material zu löschen oder es mit Freunden anzuschauen. Vielleicht wird die Person es bevorzugen, das Band mit nach Hause zu nehmen, falls sie die notwendigen Geräte dort hat. Anstatt Kritik und Rat Ihrerseits oder seitens der anderen Praktikanten zu äußern, geben Sie eine Darstellung der Präsentation des Sprechers nur ihm, diese kann dann weiter verwendet oder im Privaten zerstört werden.

Die Gemeinde herausfordern

In diesem gesamten Training ist eine Nachricht beständig. Die zentrale Methode der Soziologie zur Gemeindestärkung ist, dass ein Lebewesen durch Anstrengung, Aufwand und Tätigkeit stärker wird. Dieses Prinzip liegt hinter unserem Vorschlag, dass Sie angehende Mobilisierer wirkungsvoller trainieren können, indem Sie ihnen Situationen nahebringen, in denen sie ihre zukünftige Arbeit "tun" oder üben können, anstatt lediglich Vorträgen zuzuhören. Es liegt hinter unserer Vorsicht in Anbetracht der Angehensweise einer Wohltätigkeitsorganisation; der verarmten Bevölkerung Materielles zu geben, macht sie nicht stärker und selbstständiger, sondern erzieht sie dazu, mehr Almosen zu erwarten und auf sie angewiesen zu sein.

Ein solches Rollenspiel-Szenario, welches die angehenden Mobilisierer spielen können, ist das Beispiel in dem Infomationsmaterial "Die Gemeinde herausfordern". Bilden Sie zwei Gruppen, eine bestehend aus dem Mobilisierer und seinen Beratern, die andere Gruppe in der Rolle der Gemeinde. Sie können das Informationsmaterial verwenden und die Gemeinde auffordern, eine Klinik zu verlangen, den Mobilisierer jedoch beauftragen, dieses Ziel herauszufordern und die Gemeinde dazu zubringen, eine saubere Wasserzufuhr als nachhaltigere Strategie zur Reduzierung von Krankheiten zu wählen.

Fordern Sie Ihre Schüler auf, weitere solche Rollenspiele vorzuschlagen, wo Gemeindemitglieder etwas Bestimmtes verlangen, und der Mobilisierer sie dazu bringt, ihr Anliegen zu überdenken und realistische Entscheidungen zu machen.

Optimierung der Organisation

Ein weiteres zentrales Prinzip in der Stärkungsmethodik (nach dem Prinzip "Durch Anstrengung zur Stärkung") ist, dass das Organisieren Stärke produziert, und besseres Organisieren in größerer Stärke resultiert.

Die historische Abstammung in der Soziologie dieses Prinzips leitet sich ab von den Schriften von Max Weber, der über die Charakteristiken der Bürokratien schrieb, die ihnen Macht gaben. Während dies nicht der Zeitpunkt für Sie ist, Soziologie zu lehren (dies tritt später in dem Training dieser Mobilisierer auf), ist es dennoch wertvoll für Sie, als Ausbilder, die Soziologie in der Ausbildung zu erkennen.

Organisierer von Gewerkschaften haben bereits jahrhundertelang gewusst, dass eine unorganisierte Gruppe an Menschen (die in einem Unternehmen arbeitet) an Macht gewinnen kann, wenn man sie vereinigt, um eine gemeinsame Sache zu verfolgen, und ihr dabei hilft, sich in eine individuelle soziale Organisation zu organisieren. Besitzer und Manager von Unternehmen haben gegen Gewerkschaften stets eine Abneigung gehabt, da diese große Macht haben. Gewerkschaften können diese Macht verwenden, sich selbst vor ungerecht geringen Gehältern und Löhnen sowie vor gefährlichen Arbeitsbedingungen zu schützen.

Dieses Prinzip bezieht sich auf jede Gruppe und wird hier als Teil des Progresses zur Gemeindestärkung verwendet.

Wie demonstrieren Sie dieses Prinzip Ihren Schülern?

Potentielle Gemeindemobilisierer müssen sich über die Wichtigkeit des Organisierens bewusst sein.

Soweit hat der Leitfaden für Ausbilder empfohlen, Rollenspiele anzuwenden, um angehende Mobilisierer in Positionen von verschiedenen Spielern beim Prozess der Gemeindemobilisierung zu stellen. Dies verbessert nicht nur ihre Fähigkeiten, sondern bietet etwas Einblick in die Situation und Haltung von Menschen, die die Mobilisierer treffen und mit denen sie zur Gemeindestärkung arbeiten werden. Diese Lehrstunde könnte jene sein, wo andere Trainingsmethoden geeigneter sein könnten.

Erklären Sie das Prinzip und zeigen Sie, wie es sich auf zwei Fußballmannschaften mit gleichen Fähigkeiten beziehen könnte. Fragen Sie Ihre Praktikanten, andere Situationen zu erkennen, wo eine organisierte Gruppe effektiver sein kann als eine unorganisierte Gruppe mit ansonsten gleichen Charakteristiken. Schreiben Sie diese auf der Tafel auf. Beginnen Sie mit Mannschaftsspielen wie Fußball, wechseln Sie dann aber zu anderen Gruppen wie etwa Militärtruppen, die im Krieg kämpfen, oder Hersteller, die ein ähnliches Produkt produzieren. Können die Mobilisierer neue oder unterschiedliche Beispiele nennen?

Wenn Sie eine große Gruppe an Schülern haben, teilen Sie diese in kleine Gruppen auf, um eine Argumentation zu Gunsten des Organisierens vorzubereiten, und auszuarbeiten, wie der Vorgang dabei dann ausschauen würde. Eine Gruppe könnte die Aufgabe bekommen, ein militärisches, eine andere ein unternehmerisches Beispiel zu nennen, eine weitere wiederum eine religiöse Aktivität (falls angebracht) zu wählen, usw. Fordern Sie jede Gruppe auf, zu entscheiden, wie die Organisation ausschauen würde, um effektiver zu sein. Fordern Sie einen Sprecher jeder Gruppe auf, dem ganzen Seminar Bericht zu erstatten. Eine wichtige Lektion ist zu erkennen, dass das Organisieren an sich ein Stärkungsprozess und nicht nur in Gemeinden benutzt wird.

Schlussfolgerung; die Ausbildung von Mobilisierern

Die von Ihnen angewendeten Methoden zur Ermutigung Ihrer Schüler, die Kunst des Mobilisierens zu lernen, sollten unterschiedlich und interessant sein. Sie sollten nicht nur aus Vorträgen und Präsentationen bestehen, sondern sollten verschiedene Methoden sein, die die angehenden Mobilisierer als aktive Teilnehmer in ihren eigenen Lernprozess einbeziehen. Vielseitigkeit hilft dabei, den Lernprozess lebendig zu halten, und verbessert das Verständnis und die Aufrechterhaltung.

Verlassen Sie sich nicht auf konventionelle Methoden oder gar auf diesen Leitfaden. Ihr Training wird lebendiger, herausfordernder und aufregender sein, wenn Sie neue Methoden selbst schaffen.

Des Weiteren sollten Sie versuchen, fremde Ausbilder für wenigstens einige Lehrstunden in jedem Trainingsseminar mitzubringen. Gestalten Sie die Stunden frisch und lebendig, indem Sie Gastredner zwischen den Seminaren wechseln. Ändern Sie ebenso das Medium der Präsentation während einem Seminar: Verwenden Sie Dias, Overhead-Projektoren, Filme, Videos, Puppenspiele, Leinwand-Präsentationen, Rollenspiele; örtliche Tanz- und Schauspielgruppen, Chöre sowie Kulturgruppen. Verwenden Sie jedoch ein Medium für nicht allzu lange in einer Lehrstunde und wechseln Sie die Medien von einem Seminar zum nächsten.

Sogar Rollenspiele können unterschiedlich sein; versuchen Sie Handpuppen zu verwenden, wobei die Teilnehmer die Puppen handhaben bzw. betätigen, anstatt selbst zu agieren. Gleicherweise können sie Bilder für eine Leinwandpräsentation anfertigen, als Alternative zum Rollenspiel.

Vielseitigkeit und Abwechslung sind eine große pädagogische Zutat.

Fußnote 1. : AA = Anonyme Alkoholiker

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Letztes aktualisierung: 19.07.2011

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