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MARX UND WEBER

von Phil Bartle, PhD

übersetzt von Seraina Caviezel

revidiert von Silke Reichrath


Arbeitsblatt

Vergleiche das Verständnis von Klasse zwischen Karl Marx und Max Weber. Wie sind diese Differenzen hundert Jahre später zu verstehen?

Für Karl Marx bestand eine Beziehung zwischen Klasse und Produktionsweise.

Er sah einen durch die industrielle Revolution verursachten Wandel, von einer feudalen Agrargesellschaft, in der sich Landeigentümer von der Bauernklasse unterschieden, zu einer Gesellschaft, in der sich Kapitaleigentümer (Fabrikbesitzer) von den Fabrikarbeitern unterschieden.

Andere Personen, wie zum Beispiel Schriftgelehrte, Intellektuelle, Informationsboten und zivile Dienstboten, haben zur ökonomischen Produktion nicht beigetragen, sie waren deshalb ohne ökonomischen Nutzen (nicht produktiv), und bildeten somit keine Klassen.

Max Weber hingegen sah in seinen zwischen einem viertel und einem halben Jahrhundert später verfassten Schriften drei Faktoren für die Bildung von Klassen: Macht, Reichtum und Prestige.

In der heutigen Soziologie tendieren wir dazu, die gleichen drei Faktoren zu sehen, obwohl marxistische Soziologen immer noch die Bedeutung der Produktionsweise betonen (die Produktion von Ideen und Informationen nun miteinbezogen).

Weber verstand die Gesellschaft als vielschichtig, nicht nur zweischichtig, und er war der Auffassung, dass neben den materielle Faktoren weitere Faktoren wichtig waren

Heute gibt es immer noch Spannungen zwischen Besitzern und Arbeitern, aber es befinden sich mehr Leute in anderen Stellungen, wie zum Beispiel Manager oder staatliche Angestellte, womit die relative Bedeutung des Klassenkampfes zwischen Besitzern und Arbeitern abgenommen hat.

Ein Student wies in einer Vorlesung darauf hin, dass Marx und Weber ganz andere Ansätze und Theorien entwickelt hätten, wenn sie heute oder vor zwanzig Jahren geboren worden wären, weil sie in einer seit 1850-1900 stark veränderten Gesellschaft sozialisiert worden wären.

Die von Marx vorhergesagte Revolution sollte in industrialisierten Gesellschaften stattfinden, weil die Arbeiter gegen die Besitzer rebellieren sollten. Dies ist aber nicht geschehen.

Die einzigen Länder, wo kommunistische Revolutionen stattgefunden haben, waren agrarwirtschaftliche und feudale Länder.

Marx wäre wahrscheinlich überrascht, wenn er heute hier wäre.

Zudem hat er auch die Entwicklung des Konsumismus und die Privatisierung von Diensleistungen nicht vorausgesehen.

Viele Mini-Kapitalisten sind entstanden, und dies hat zu einer starken Ideologie zu Gunsten von Privatunternehmern geführt. Gleichzeitig nahm die Bedeutung von Grossfabriken ab, und damit nahmen, im späten 19ten Jahrhundert, auch die Spannung zwischen den Klassen ab.

Heute tragen die Unterschiede in den Ansätzen von Marx und Weber weiter zu unserem Verständnis bei. Beide tragen weiterhin zur soziologischen Theorie der heutigen Gesellschaft bei.

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Zuletzt aktualisiert am 2012.10.15

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