Übersetzungen:
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Schlüsselwörter, die mit dem buchstaben S beginnenvon Phil Bartle, PhDÜbersetzt von Kathrin Schubert, Martina Sander, Silke Reichrath
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Ein solcher Bezirk ist für kommunale Aktivisten oder Mobilisierer der Zielraum ihrer Arbeit.
SOZIALARBEITER
Ein Sozialarbeiter ist für gewöhnlich in den sozialen Diensten tätig, was eigentlich unlogisch ist, da die meisten sozialen Dienste (in sozialer Einzelbetreuung), unabhängig von sozialen Organisationen und selten aus der Gemeinde heraus, geleistet werden. Siehe CBSW (gemeindebasierte Sozialarbeit).
Die meisten Verwaltungsabteilungen in Universitäten legen den Schwerpunkt des Trainings für soziale Einzelbetreuung auf die Arbeit, die auch für unsere Homepage wichtiger ist, wie z.B. Techniken und Theorien der Gemeindeentwicklung.
SOZIALE ANIMATION
Mit Hilfe von "sozialer Animation" soll Bewegung in eine Gemeinde gebracht werden.
Wird meist einfach "Animation" genannt (nicht zu verwechseln mit Computeranimation). Animation.
SOZIALE DIENSTE
"Soziale Dienste" werden benachteiligten Personengruppen von einer Regierung oder einer Agentur angeboten. Paradoxerweise werden sie oft nur auf Einzelfälle zugeschnitten; sinnvoller wäre die Ausarbeitung einer Methodologie, die auf sozialen Dimensionen oder sozialen Organisationen beruht.
Der Umgang mit individuellen Problemen ist ein ineffizienter, nicht nachhaltiger und kostenintensiver Ansatz und wird nur in wohlhabenden Ländern oder von wohlhabenden Agenturen unterstützt. Der soziale Ansatz, vor allem für Gemeinden, wird eher in armen Ländern und Gegenden angegangen. Die beste Methodologie ist die CBSW (Gemeindebasierte Sozialarbeit).
SOZIALE INSTITUTION
Im allgemeinen Sprachgebrauch sind "Institutionen" Einrichtungen für verschiedene Bereiche, vor allem für Kultur und Wissenschaften. In der Soziologie ist damit jedoch das soziale Model, in dem verschiedene gesellschaftliche Kräfte interagieren, gemeint.
Eine "Familie" ist so ein Modell sozialer Interaktion. Die "Schwiegermutter" ist nicht nur eine soziale Rolle, sondern auch eine Institution. Eine Institution vereint eine Reihe von Einstellungen, Verhaltensmustern, Erwartungen und Bedeutungen. Eine Gemeinde, mit der ein Mobilisierer arbeitet, ist gleichzeitig eine soziale Organisation und eine soziale Institution.
SOZIALE INTERAKTION
Soziale Interaktion ist das Verhalten, das Menschen gegenüber einander an den Tag legen und der Austausch über (gemeinsame) Wertvorstellungen. Siehe Soziale Perspektive.
Menschen sind soziale Wesen, d.h. sie denken oder handeln nicht nur isoliert als Individuen sondern reagieren auch auf ihre Mitmenschen. Sie / wir agieren nicht nur, sondern interagieren auch. Interaktion.
SOZIALE ORGANISATION
Eine "soziale Organisation" ist eine Gesellschaft, die sich aus viel mehr als nur einer Ansammlung von Individuen zusammensetzt. Sie impliziert verschiedene Systeme, die "Organe" haben, die das Äquivalent zu biologischen Organen darstellen. Der Mobilisierer arbeitet mit Organisationen und Gemeinden, die wiederum zu größeren sozialen Organisationen gehören.
Wenn ein Gemeindemobilisierer effizient arbeiten möchte, muss er die Elemente sozialer Organisationen innerhalb der Gemeinde erkennen und wissen, wie sie funktionieren.
SOZIALER WANDEL
Die Gesellschaft befindet sich im permanenten Wandel. Veränderungen in einer Dimension wirken sich auf alle anderen Dimensionen aus.
Der Mobilisierer soll versuchen, in der Gemeinde eine positive Entwicklung herbeizuführen.
In seiner soziologischen Theorie schrieb Karl Marx, dass Veränderungen in der wirtschaftlichen und technologischen Dimension auch Veränderungen in den Dimensionen Glaube und Wertvorstellungen herbeiführen.
Max Weber vertrat dagegen die These, dass Veränderungen in Glaube und Wertvorstellungen auch Veränderungen in Technologie und Wirtschaft nach sich ziehen. Marx und Weber sahen die soziale und politische Dimension dazwischen. Modernere Theorien über den sozialen Wandel kombinieren diese beiden mit weiteren Dimensionen.
SOZIALES PROBLEM
Ein soziales Problem unterscheidet sich qualitativ von einem individuellen Problem. Das Problem ist sozialer Natur, weil es "systematisch" ist, d.h. dass es keine bloße Anomalie ist sondern im System liegt.
Das "System" ist in diesem Fall die Gesellschaft an sich. Es ist vielleicht möglich, spezielle Symptome der Probleme zu entschärfen, aber um das ganze Problem zu lösen, ist ein sozialer Wandel - und damit Mobilisierungsarbeit - erforderlich.
SOZIALES SCHISMA
Keine Gemeinde ist eine natürliche Einheit. In jeder Gemeinde gibt es Schismen und Uneinigkeiten. Mit Ihren Aktionen müssen Sie aktiv auf eine bestmögliche Einheit in der Gemeinde hinarbeiten. (Siehe: Einheit). Wenn Sie Vorschläge zur Gewinnung von Ressourcen äußern, dürfen Sie nicht auf eine bestimmte Strategie bestehen; einige Strategien könnten die Uneinigkeit innerhalb der Gruppe verstärken.
Unsere Aufgabe ist es, Vorschläge zu machen und Ratschläge zu geben. Dabei müssen wir den Gemeindemitgliedern gut zuhören (vor allem den ruhigeren)und negative Anzeichen für Uneinigkeit hervorrufende Strategien aufdecken.
In einer Gemeinde gibt es die verschiedensten Interessengruppen, die sich durch bestimmte Faktoren voneinander abheben: Clans, Religion, Einkommensgruppe, Bildung, Landbesitz, ethnische Herkunft, Alter, Gender, und so weiter. Die Toleranz unter diesen Interessengruppen hat Grenzen.
Wir müssen die Minimierung von Meinungsverschiedenheiten, die Förderung der Einheit und Loyalität in der Gemeinde und die Überwindung von Sozialschismen anstreben.
SOZIALE TATBESTÄNDE
Für Emile Durkheim, einen der Begründer der Soziologie, waren "soziale Tatbestände" Beobachtungen von sozialen Beurteilungsmerkmalen.
Um einen sozialen Tatbestand zu erkennen, ist eine "soziologische Perspektive" notwendig.
Siehe: Durkheim.
SOZIALINGENIEURWESEN
In der Chemie führt die Verfahrenstechnik praktische Anwendung theoretischer Methoden durch. In der Physik ist es das Bauingenieurwesen. (ingeniería social).
Daraus könnte man schließen, dass die praktische Anwendung der theoretischen Soziologie auch "Sozialingenieurwesen" genannt wird. Der Begriff ist jedoch irreführend und wird im Deutschen vielmehr im Zusammenhang mit dem "Social Hacking" gebraucht, der das Eindringen in ein fremdes Computersystem und damit das Ausspionieren von privaten Daten beschreibt.
Mit organischen Stoffen und menschlichen Gruppen muss man also anders "verfahren".
Ein Landwirt kann Ihnen versichern, dass Sie eine Weizenpflanze nicht einfach "hochziehen" können.
Sie wird jedoch mit Hilfe von Sonnenlicht, Wasser, Mineralien und guter Erde –– organisch –– von selbst wachsen.
Eine Pflanze "hochzuziehen" wäre unnatürlich, undurchdacht, rabiat und ineffizient. So würde man im Sozialingenieurwesen auch mit Gruppen verfahren.
Eine soziale Institution, z.B. eine Gemeinde, wächst aber organisch.
Sie können mit Ihrer Mobilisierungsarbeit zwar teilweise intervenieren, aber die Gemeinde entwickelt sich eigenständig.
Die Anwendung von Gewalt, z.B. die "Verdorfung" während der ersten Mengistu-Regierungszeit in Äthiopien (die erzwungene Konzentration geographisch zerstreut liegender ländlicher Gruppen in Siedlungen) fällt in die Kategorie des "Sozialingenieurwesens".
Die Förderung von Gemeinden in ihrer Eigenständigkeit und Leistungsfähigkeit ist eine der vielen praktischen Anwendungsgebiete der Soziologie, die aber nicht Sozialingenieurwesen genannt werden sollte.
SOZIALISIERUNG
Die Sozialisierung ist der Prozess, der mit der Geburt beginnt, in dem wir als biologische Organismen menschlich - und somit sozial - werden. Sozial zu sein, bedeutet, die biologischen Organismen zu überschreiten (zu transzendieren) und Teil des Gesellschaftssystems zu werden.
Wie der permanente Lernprozess setzt sich auch dieser Prozess bis zum Tod fort. Siehe: Enkulturation. Während dieses Prozesses lernen wir unsere Sprache, wir entdecken unsere Wertvorstellungen und Ansichten, wir erlernen die Symbole, die wir brauchen, um an der ökonomischen, technischen, politischen und der interaktiven Dimension der Gesellschaft teilzunehmen. Siehe Kulturdimensionen.
SOZIOLOGISCHE PERSPEKTIVE
Die "Soziologische Perspektive" ist eine Form der Gesellschaftsbeobachtung. Die Gesellschaft wird als Ganzes gesehen, das unabhängig von den einzelnen Mitgliedern ein eigenes Leben führt –– ein soziologisches Leben.
In der Anthropologie bezeichnet der Begriff "superorganisch" eine Kultur (Gesellschaft), die über den Individuen steht, aus denen sie zusammengesetzt ist. Die Gesellschaft wird nicht als eine bloße Ansammlung von Einzelpersonen gesehen, sondern als ein System aus Verhaltensweisen, Ideen und Wertvorstellungen, die eher durch Symbole als durch Gene oder Chromosomen weitervererbt werden.
Sie ist eine wissenschaftliche Konstruktion der Sozialwissenschaft. Als Konstruktion gleicht sie einem Modell eines Atoms oder eines Sonnensystems. Sie können eine Gesellschaft nicht als Ganzes betrachten, sondern lediglich das Zusammenwirken einzelner Elemente. (Siehe: Elefantengeschichte). Diese Analyse obliegt Ihnen. Eine Gemeinde, in die sie eingreifen (als Mobilisierer) ist eine soziale Organisation und eine Konstruktion, die nur mit der soziologischen Perspektive gesehen und verstanden werden kann. Wenn Sie eine Gemeinde effizient stärken oder ihre Entwicklung fördern wollen, brauchen Sie die soziologische Perspektive.
SPRACHE
Die ersten menschlichen Lebewesen wurden von Forschern als solche anerkannt, als sie begannen, Werkzeuge und Hilfsmittel selbständig zu erfinden, anzufertigen und ihren Mitmenschen den Gebrauch zu erklären. Diese Fähigkeiten sind Voraussetzungen für unsere Kultur und soziale Organisation.
Unser ältestes Hilfsmittel ist vielleicht die Sprache. Jede Sprache setzt sich zusammen aus einer Vielzahl an Symbolen und Absprachen, die uns die Kommunikation miteinander ermöglichen. Die Sprache gehört somit zu der technologischen Dimension von Kultur.
Siehe Eine ungeschriebene Sprache lernen. Siehe auch: Sapir Whorf, und Gender und Sprache.
STADT
Eine menschliche Siedlung (Lebensraum), die sich auszeichnet (1) durch eine hohe Bevölkerung, (2) die Bevölkerungsdichte und (3) die gesellschaftliche Komplexität (z.B. Arbeitsteilung, Heterogenität).
Es gibt keine universellen Maßstäbe für diese drei Variabeln, also liegen kleine und mittelgroße Dörfer an einem Ende des Spektrums und Städte und Großstädte am anderen Ende, dazwischen liegen mittelgroße Städte und Siedlungen.
Diese drei Variablen beeinflussen die Methoden der Gemeindestärkung. (Siehe auch Dorf).
STANDARDPROGRAMM ZUM LESENLERNEN
Ein Programm zum Lesenlernen, das unflexibel und streng normiert ist.
Das Unterrichtsmaterial wird in einer festgelegten und systematischen Abfolge präsentiert und Schritt für Schritt durchgenommen. Siehe Methoden zum Lesenlernen.
Alle Lektionen sind so strukturiert, dass die Lehrer ein striktes Curriculum einhalten müssen.
Für Lehrer gibt es nur geringe Möglichkeiten, die Initiative zu ergreifen und kreativ zu sein. (Jac Slik)
DIE STÄRKUNG
Empowerment. Macht machen. Stärkung.
Leistungsfähigkeit fördern oder die Fähigkeit, Ziele zu erreichen.
STÄRKUNGSMETHODE
Das Schulungsmaterial auf dieser Website dient der Bekämpfung von Armut in einkommensschwachen Gemeinden, die durch Mobilisierung und Management Training gestärkt werden sollen. Die Theorie hinter diesen Fertigkeiten und Techniken kommt aus der Soziologie.
Aber auch ein geschulter Soziologe und erfolgreicher Gemeindearbeiter kann seinen Job nur gut machen, wenn er die Grundsätze der Vermittlung von Fertigkeiten oder der Beschreibung des Projekts kennt.
Es gibt mehrere wichtige Grundsätze:
Vergleiche auch Bartle (2004) für weitere Einzelheiten zu diesen Grundsätzen
Das sind die Basis-Grundsätze der Stärkungsmethode.
STUDIENPLAN
Ein "Studienplan" ist ein Aktionsplan, der auf ein Trainingsprogramm angewandt wird.
Diese Website bietet viele Schulungseinheiten, die alle aus ungefähr sechs Trainingsdokumenten bestehen. Zusammen ergeben sie einen Aktionsplan für Schulungsleiter und andere Fachkräfte, die für die Stärkung von einkommensschwachen Gemeinden arbeiten.
Eine Zusammenfassung und Beschreibung dieser Studienmaterialien finden Sie in dem Dokument Rahmenwerk für einen Aktionsplan für Gemeinde-Management-Training, der der Planung von Programmen zur Stärkung von einkommensschwachen Gemeinden dient.
SUBSISTENZWIRTSCHAFT
Produktion ohne Überschuss oder Gewinn.
Die produzierten Waren werden von den Produzenten selbst konsumiert/verbraucht.
Siehe Kleinbauer.
SUPERORGANISCH
Das Wort "superorganisch" beschreibt ein Gesellschaftsmodell. Es basiert auf dem soziologischen Konzept, das besagt, dass eine soziale Organisation, wie z.B. eine Gemeinde, die biologischen Organismen, aus denen sie zusammengesetzt ist, transzendiert.
Die anorganische Chemie befasst sich mit den chemischen Elemente und Reaktionen der Stoffe, die nicht von organischem Leben erzeugt werden. Organische Stoffe sind dagegen Substanzen biologischer, d.h. belebter Herkunft, sie werden in Botanik und Zoologie untersucht.
Superorganische Wissenschaften umfassen dagegen Soziologie, Wirtschaft, Anthropologie und Politikwissenschaft. Ein organisches System (wie ein Baum oder ein Hund) kann die anorganischen Chemikalien, die es zusammensetzen, transzendieren; ebenso kann ein superorganisches System (z.B. eine Gemeinde) die organischen Lebewesen, die es zusammensetzen, transzendieren.
SWOT-ANALYSE
Analyse von Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Gefahren). Von Zeit zu Zeit (z.B. jährlich) können Sie der gemeindenahen Organisation (Community-based organisation = CBO) bei ihrem Monitoring und ihrer Evaluierung helfen, indem Sie eine SWOT-Analyse erstellen. Dafür müssen Sie von allen Teilnehmern Listen erhalten und sie einer Gruppe auf einer Tafel oder einem Plakat präsentieren.
Wenn die CBO diesen Vorgang regelmäßig wiederholt (auch nachdem Sie als Mobilisierer die Organisation verlassen), wird es die Stärkung der Gruppe fördern. SWOT. Siehe Akronyme.
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